In Beijing hat vor kurzem die Zahl der 24-Stunden-Selbstbedienungsmaschinen zugenommen, mit denen Bibliotheksnutzer Bücher ausleihen und zurückgeben können /– ohne die Hilfe von Bibliothekaren.
Jeder, der Bücher aus dem Bibliotheksautomaten ausleihen will, muss lediglich seine moderne Kennkarte über den Kartenleser ziehen und 100 Yuan (12,20 Euro) in bar an Sicherheiten hinterlassen. Jede Person kann bei einer Ausleihe maximal fünf Bücher ausleihen und diese vier Wochen später wieder zurückbringen oder die Leihfrist um zwei Wochen verlängern.
Die ersten beiden Bibliotheksautomaten kamen im Jahr 2010 aus Shenzhen, Provinz Guangdong nach Beijing. Sie standen an der West- und Nordseite der Hauptstadtbibliothek Capital Library of China im östlichen Beijinger Stadtbezirk Chaoyang.
Die Zahl der Bibliotheksmaschinen im Bezirk Chaoyang nimmt seitdem stark zu. Bisher hat der Bezirk 119 Automaten in 43 Gemeinden aufgestellt.
"Die Maschinen sind ein großer Durchbruch in Bezug auf Zeit und Platzbedarf. Sie haben sich als effizienter und komfortabler im Vergleich zu traditionellen Bibliotheken erwiesen", sagte Song Wei, stellvertretender Leiter der Bibliothek in Chaoyang.
Bis Juli 2013 haben sich an den Bibliotheksautomaten im Bezirk mehr als 10.800 Besucher registriert. Der Bezirk plant, deren Zahl künftig auf insgesamt 150 zu erhöhen.
Die Bibliotheksautomaten ermöglichen nicht nur die Buchausleihe, sie helfen Bibliothekaren auch beim Sammeln und Kategorisieren von Leserinformationen.
"Mithilfe dieser Bibliotheken am Straßenrand haben wir herausgefunden, dass unsere Leser literarische und soziologische Bücher bevorzugen", sagte Wang Qi, Pressesprecherin der Capital Library of China.
Ein Leser, der sich gerade für eine Bibliothekskarte registrierte, um das erste Mal Bücher an dem Automaten auszuleihen, bestätigte Wangs Beobachtung.
"Ich interessiere mich sehr für soziologische Bücher. Ich bin von den Büchern fasziniert, vorausgesetzt, sie sind verständlich geschrieben", sagte er.
Die Automatisierung von Bibliotheken ist für diese nur ein Schritt eines langfristigen Programms, um Lesegewohnheiten von Lesern zu kultivieren.
Laut einem Bericht der Tageszeitung China Youth Daily las der durchschnittliche Chinese im Jahr 2012 nur 4,39 gedruckte Bücher /– weitaus weniger als der durchschnittliche Südkoreaner und Japaner.
Für diese niedrigen Leseraten gibt es mehrere Gründe. Zusätzlich zum allgemeinen Niedergang der Printmedien, trägt das Format der Bücher nicht dazu bei, dass Menschen viel lesen.
"In Japan gibt es viele Taschenbücher, [die unterwegs gelesen werden können], doch in China sind diese Bücher selten", sagte Wang.
Ihr zufolge verbringen die Menschen in Beijing zunehmend Zeit mit dem Pendeln zwischen Arbeitsplatz und Zuhause. Diese Zeit könnten sie gut zum Lesen nutzen.
Allerdings bildet sich diese Gewohnheit nicht innerhalb eines Tages.
"Jede Investition braucht eine Weile, bis sie Früchte trägt. Die Förderung [der Lesegewohnheiten der Menschen] ist ein Prozess, der möglicherweise zwei, fünf oder sogar zehn Jahre andauern kann", sagte Song.